15. Juni 2021

Lohnt sich die Online-Terminvergabe für Ärzte?

Die Online-Terminvergabe gehört mittlerweile fast zum Standard, wenn wir für unsere Kunden eine neue Praxishomepage erstellen. Das Handelsblatt berichtete am 11.06.2021 jedoch über eine aktuelle Umfrage von Medscape (siehe: Online-Terminvergabe rentiert sich nicht), die den Nutzen und die Rentabilität der Online-Terminvergabe angeblich infrage stellt.

Vorweg: Wir haben dazu eine etwas andere Meinung 🙂

Nur 7 Prozent der befragten Ärzte bieten Online-Terminvergabe an

Das Institut Medscape hat 707 Ärzte u.a. dazu befragt, ob diese ein Tool zur Online-Terminvergabe nutzen (siehe dazu auch unseren Vergleich von Online-Arzttermin-Anbietern). Verringerter Aufwand für das Praxispersonal und die Erleichterung für Patienten, auf einfachem Weg und rund um die Uhr einen Arzttermin buchen zu können, sprechen eigentlich klar für die Nutzung – so zumindest die Theorie. Die ermittelten Ergebnisse zeigen überraschenderweise jedoch ein anderes Bild.

Obwohl Arztpraxen vermehrt einen Abbau der Bürokratie anstreben, gaben lediglich 7 Prozent der befragten Ärzte an, auf die Online-Terminvergabe zu setzen. Gründe für diesen geringen Anteil liegen einerseits in der Skepsis gegenüber der neuen Methode, andererseits im angeblich ausbleibenden Mehrwert.

Bild: www.giphy.com 

Nur 21 Prozent der Ärzte, die die Online-Terminvergabe nutzen, sehen dadurch finanzielle Vorteile

Von den Ärzten, die die Online-Terminvergabe anbieten, sieht nur etwa jeder Fünfte finanzielle Vorteile – lediglich 21 Prozent gaben an, mehr Einkünfte durch die Online-Terminbuchung generieren zu können.

Die Schwäche dieser Ergebnisse ist allerdings gravierend. Denn aus der Umfrage geht nicht hervor, ob die befragten Ärzte sich dazu auf valide Daten stützen oder ob hier nur ein subjektiver Eindruck wiedergegeben wird.

Bild: www.giphy.com 

Unsere Einschätzung: Die Umfrage von Medscape sagt nichts über die Rentabilität der Online-Terminvergabe aus

Die Aussagekraft der Umfrage ist unserer Ansicht nach nicht wirklich groß. Zum einen geht aus den veröffentlichten Daten nicht hervor, welchen Fachrichtungen die befragten Ärzte angehören. Auch die Altersverteilung der befragten Ärzte ist nicht bekannt. Diese Informationen wären jedoch sehr wichtig gewesen, um wirklich beurteilen zu können, ob sich die Online-Terminvergabe lohnt oder nicht.

Hierzu zwei Beispiele:

  1. Ein Hausarzt auf dem Land, dessen Praxis ohnehin überlaufen ist und kaum neue Patienten aufnehmen kann, wird durch die Online-Terminvergabe sicher einen geringeren finanziellen Nutzen haben als ein Facharzt für Ästhetische und Plastische Chirurgie in einer Großstadt, der primär Selbstzahler-Leistungen anbietet und sich im Wettbewerb mit vielen anderen Praxen befindet.
  2. Ein etablierter und namhafter Arzt im Alter von 60 Jahren, dessen Mitarbeiter seit Jahrzehnten in der Praxis beschäftigt sind, wird keine große Motivation mehr haben, komplett neue Abläufe zu etablieren. Demgegenüber sind Praxisgründer und junge Ärzte ganz anders aufgestellt und können innovative Tools direkt von Anfang an in die Praxisabläufe integrieren. Welche von diesen beiden Gruppen sich eine größere Rentabilität von der Online-Terminvergabe verspricht, dürfte klar sein.

Hinzukommt, dass unserer Erfahrung nach viele Ärzte zwar die Online-Terminvergabe nutzen oder zumindest anbieten, dies aber nur halbherzig und in der Umsetzung unvorteilhaft. Siehe dazu auch unseren Beitrag: So nutzen mehr Patienten Ihre Online-Terminvergabe

Insofern sollte sich jeder Arzt einfach selbst fragen, ob er als Patient einen Vorteil darin sehen würde, 7 Tage pro Woche rund um die Uhr einen Arzttermin buchen zu können. Wir denken: ja. Und wenn dies zudem professionell in das Praxismarketing und die Praxisabläufe integriert wird, sollte eigentlich außer Zweifel stehen, dass dies zumindest langfristig auch mit finanziellen Vorteilen einhergeht. Sei es durch eine vereinfachte Patientengewinnung oder durch eine bessere Patientenbindung.

Foto: © FlamingoImages / elements.envato.com

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Oliver Löw

oliver.loew@docrelations.de

Oliver Löw ist Geschäftsführender Gesellschafter der Docrelations GmbH - Agentur für Praxismarketing und PR. Er gründete die Agentur im Jahr 2012 zunächst als Einzelunternehmen in Meerbusch bei Düsseldorf. Im Jahr 2013 verlegte er den Sitz nach Düsseldorf und eröffnete im Jahr 2015 in Bayreuth einen zweiten Agentur-Standort. Im Jahr 2017 wandelte er das Unternehmen in eine GmbH um, seither firmiert die Agentur als Docrelations GmbH. → Mehr Informationen zur Person